Wie sehen die Maßnahmen aus?
Grundlegend liegt der Fokus darauf, die Wiesenflächen durch eine angepasste Pflege ökologisch aufzuwerten. Die Biotoptypenkartierung ergab, dass es sich bei einem überwiegenden Teil der Wiesen um artenarmen und artenreichen Parkrasen handelt. Das vorhandene Potential der Flächen soll gefördert werden, indem eine angepasste Pflege die natürliche Vegetation unterstützt. Dies wird umgesetzt, indem die Häufigkeit der Mahd reduziert wird, damit vor allem die Wiesenkräuter Blüten und Samen ausbilden können. Bis sich die natürliche Vegetation eingestellt hat, wird jährlich zwei Mal, im Frühjahr und im Herbst, gemäht. Auf Pflanzenschutz- und Düngemittel wird gänzlich verzichtet.
Erprobung der Umsetzbarkeit - Die erste Mahd im Jahr 2022 erfolgte im Juni. Die Blüte der Gräser löste bei einigen Pollenallergiker*innen Reaktionen aus. In 2023 soll bereits im Mai gemäht werden, um die Gräser an der Ausbildung einer Blüte zu hindern und somit die Pollenbelastung zu reduzieren.
Konventionelle Mahdtechniken stellen eine tödliche Gefahr für Wiesenbewohner dar. Um die Fauna bestmöglich zu schonen, wird deshalb mit der Motorsense gemäht. Das vergleichsweise langsame Verfahren ermöglicht mobilen Insekten die Flucht. Außerdem wird darauf geachtet, die Schnitthöhe von 10 cm nicht zu unterschreiten. Die Wiesenflächen werden gestaffelt gemäht. Dazu werden im ersten Durchlauf Bereiche ausgespart, die weiterhin Nahrung und Rückzugsort bieten. Erst nach circa 10 Tagen werden auch diese gemäht. Eine weitere Besonderheit stellt dar, dass das Schnittgut zwei Tage auf den Flächen liegen gelassen wird, bevor es zusammengeharkt und abtransportiert wird. Dies soll den Wiesenbewohnern ermöglichen, in die ungemähten Bereiche umzuziehen, um nicht unfreiwillig von der Fläche entfernt zu werden.
Das Schnittgut wird von den Flächen entfernt, um diese auszuhagern. Das heißt, dass der Nährstoffgehalt des Bodens gesenkt wird. Auch auf den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln wird gänzlich verzichtet. Da viele Wildblumenarten an nährstoffarme Standorte angepasst sind, wird durch die Verringerung des Nährstoffgehaltes die Ansiedlung dieser oft weniger konkurrenzstarken Arten und somit eine Steigerung der Pflanzenvielfalt ermöglicht.
Um das Blühangebot zu verbessern, werden vereinzelt Bäume gepflanzt und Blühmischungen ausgesät. Dabei kommen ausschließlich heimische Pflanzen zum Einsatz. Das Saatgut ist regio-zertifiziert. Das bedeutet, dass die Samen aus der Region stammen und zum Erhalt des hiesigen natürlichen Artenspektrums beitragen.
Einsaat von Blühmischungen
Nach Bauarbeiten wird auf offenliegendem Rohboden eine Wildkräutermischung gesät. Auf Blühflächen wird eine Saatgutmischung aus 100 % Wildkräutern genutzt, während in Randbereichen eine Mischung aus 70 % Wildkräutern und 30 % Gräsern Anwendung findet.
Pflanzung von Obstbäumen
Insgesamt drei Streuobstwiesen gibt es mittlerweile auf dem Gelände. Sie bieten Lebensraum und Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Insekten. Es handelt sich überwiegend um alte Sorten. Von den Früchten profitieren zugleich die Campusnutzenden.
Nicht nur Nahrungsquellen sind wichtig, um ein attraktives Habitat für Insekten zu Schaffen. Ebenso essentiell ist die Verfügbarkeit von Nistplätzen. Die vielen verschiedenen Arten haben unterschiedliche Nistweisen und Ansprüche an ihre Nistplätze. Es gibt beispielsweise Insekten, die ihre Eier an Grashalmen ablegen, unterirdisch nisten, oder Hohlräume in Stängeln, Mauern oder Holz beziehen.
Nisthilfen für Hohlraumnistende
Nach der Fällung einer sturzgefährdeten Eiche wurden Teile des Stammes zu Insektennisthilfen umfunktioniert. Um die Besiedlung zu erleichtern, wurden Löcher in das Holz gebohrt und auf eine sonnenexponierte Ausrichtung geachtet.
Auf Teilen des Geländes entstehen naturbelassene Bereiche, welche nur noch so wenig wie möglich und nötig gepflegt werden. Der Natur wird hier freier Lauf gelassen. Durch ihre Beständigkeit können diese Flächen ganzjährig wertvolle Lebensräume darstellen und eine wichtige Rolle als Überwinterungsquartier einnehmen. Diese etwas "wilderen" Bereiche entsprechen nicht unbedingt dem allgemeinen ästhetischen Anspruch der Campusnutzenden, weshalb dieses Konzept nur für einige, wenig exponierte Flächen vorgesehen ist.
Saum- und Altgrasflächen
Die Saum- und Altgrasflächen werden sich selbst überlassen und nur noch alle zwei bis drei Jahre gemäht, um die Ausbreitung von Gehölzen zu verhindern. Es handelt sich um Wiesen an Gebäuderückseiten oder in wenig frequentierten Bereichen.
Durch nächtliche Beleuchtung werden nachtaktive Insekten angelockt, was ihre Orientierung, damit auch die Nahrungssuche und das Paarungsverhalten, stört. Um die negativen Auswirkungen des künstlichen Lichts zu reduzieren, wird die Außenbeleuchtung künftig schrittweise auf insektenschonende Leuchtmittel umgestellt.
Blühwall
In Eigeninitiative übernahm eine engagierte Campusnutzerin 2019 die Bepflanzung und Pflege des heutigen Blühwalls. Bei dem hinter den Tennisplätzen im Osten des Geländes gelegenen Wall handelte es sich bis dahin um eine ungenutzte Fläche. Durch Spenden in Form von Samen und Ablegern ist in den letzten Jahren ein vielfältiges Angebot an blühenden Kräutern und Stauden entstanden. Seit 2022 wird nicht mehr neu ausgesät und gepflanzt, sondern lediglich gärtnerisch gepflegt und gewässert.